Zwei Brüder - zwei MHM-Häuser
- Katharina Stohr
- vor 3 Tagen
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Tagen
Beschaulich und typisch oberschwäbisch wirkt der Ort Oberhofen, der zugleich Stadtteil von Ravensburg ist. Wer die Ortsgeschichte etwas genauer unter die Lupe nimmt, entdeckt, dass die Besiedelung genau dort angefangen hat, wo die Brüder Tim (34) und Robin Bayer (31) jeweils ein Haus aus der Massiv-Holz-Mauer® gebaut haben. Wer dann noch auf Google Maps recherchiert, findet an genau jenen Bauplätzen den Eintrag Bayerhofen.

Dieser augenzwinkernde Name kommt nicht von ungefähr. Denn die Bayers gelten mit einer ehemaligen Landwirtschaft und mehreren Wohnhäusern an diesem Platz als alteingesessen. So war es auch der Großvater von Tim und Robin, der seinen Enkeln das Baugrundstück im Jahr 2021 überschrieben hat.
„Wir haben schon fünf bis sechs Jahre davor mit dem Gedanken gespielt, zu bauen“, sagt Tim, „es war nur nicht klar, ob es hier möglich ist“. Dementsprechend lange hat er sich mit dem Thema Bauen und mit dem Holzbau auseinandergesetzt und über die verschiedenen Möglichkeiten informiert. „Ich habe oft an Häusern geklingelt, die mir gut gefallen haben oder geschaut, ob ich jemanden im Garten sehe. Dann habe ich gefragt, wie das Haus gebaut wurde oder ob ich mir mal ein Detail ansehen kann.“ Mit lohnendem Ergebnis: „Als wir das Go von Opa bekommen haben, wussten wir schon ziemlich genau, in welche Richtung es bautechnisch gehen wird.“
Für die beiden Brüder war trotz der intensiven und aufwändigen Recherchen schnell klar, dass sie mit dem Massiv-Holz-Mauer®-System (MHM) bauen wollen. Das STERK abbundzentrum zeichnete und konstruierte die Werkpläne beider Häuser, während Bayers jeweils in Eigenleistung mit dem Kellerbau starteten. Zeitnah wurden im Abbundzentrum die Decken und Dächer abgebunden sowie die MHM-Elemente, die Stahlstützen und die Treppen produziert. Tim begann im September 2023 zu bauen, Robin im Februar 2024. Die STERK gruppe richtete die beiden Häuser jeweils innerhalb einer guten Woche auf und deckte das Dach ein. Der Innenausbau wurde dann wiederum von Bayers in Eigenleistung umgesetzt. Von der STERK estrich wurde zudem Calciumsulfat-Fließestrich eingebaut. Während der gesamten Bauphase halfen Partner, Eltern, Opa und Verwandte von Bayers mit.

„Bei meinem Baubeginn war es wegen der winterlichen Wetterlage etwas kritisch“, sagt Robin rückblickend, „aber wir haben für das Aufrichten im Februar die passende Lücke von acht Tagen gefunden, so dass wir von oben her trocken waren und innen weitermachen konnten.“ Die insgesamt schnelle Bauphase mit der MHM-Bauweise hat ihn überzeugt: „Weil die Wandausschnitte von vorneherein festgelegt und exakt im CNC herausgefräst wurden, konnte ich den Fensterbauer termingenau einplanen. Ab Baubeginn hatte ich schon nach zwei bis drei Wochen eine dichte und trockene Baustelle.“
Vorteilhaft war für ihn, dass er die Bauphase seines Bruders im Vorfeld miterlebt hatte. „Das war für mich Gold wert - denn wenn man sein erstes Haus baut, steht man vor vielen Fragezeichen. Es war Luxus für mich, alle Schritte bei ihm mitzuerleben und diese ein halbes Jahr später bei mir selbst auszuführen.“ Doch nicht nur das: „Tim hat sich insgesamt schon deutlich länger mit dem Thema Bauen befasst als ich, dadurch konnte ich natürlich auch viel mitnehmen.“
Zwei Brüder – zwei MHM-Häuser. Doch was charakterisiert die Häuser jeweils? „Von der Materialauswahl her sind die beiden Häuser innen ziemlich ähnlich, die Hüllen außen sind jedoch unterschiedlich“, sagt Tim, der das Haus mit seiner Frau Vera und den beiden Söhnen bewohnt und der sich beim Bauen optisch an der Bregenzerwälder Bauweise orientiert hat. So ziert sein zweistöckiges Einfamilienhaus eine komplette Fichten-Holzfassade, während Robin für sein Zweifamilienhaus die Variante „unten Putz- und oben Holzfassade“ gewählt hat.
Bild 1 und 2 (von links) zeigen das MHM-Haus von Tim, Bild 3 das MHM-Haus von Robin
Auch die Dächer unterscheiden sich: „Das Blechdach unseres Hauses haben wir vom alpinen Baustil abgeschaut. Es gefällt uns ästhetisch gut und mit den zunehmenden Wetterextremen fühlen wir uns damit ziemlich sicher“, sagt Tim. „Für mich war schon immer klar, dass ich ein Ziegeldach will, das gefällt mir optisch gut,“ sagt Robin zu seiner Wahl.
Während sich Tim für geölte Fichten-Holzfenster entschieden hat, hat Robin Holz-Alufenster gewählt, um deren Außenseite vor der Witterung zu schützen. Tim hat sogenannte Textilscreens angebracht, um das Haus zu beschatten: „Die Screens sind gräulich, verdunkeln den Raum aber nicht. Sie werden außen straff in einer Schiene geführt, was sie windstabil und weniger schmutzanfällig als eine Jalousie macht.“ Anders bei Robin, der Jalousien mit Z-Profilen ausgesucht hat: „Das sind besondere Jalousien, die wie ein Rollladen nahezu komplett verdunkeln und sich je nach Sonneneinstrahlung verstellen lassen, so dass bei Bedarf Licht einfallen kann.“
Für beide Bauherren stand der Einsatz nachhaltiger und hochwertiger Materialien im Vordergrund. So ist - neben MHM-Wänden innen und außen - in beiden Häusern im Innenausbau viel Holz verwendet worden. Tim hat eine Dübel-Holzdecke in Fichte ausgewählt. Da Robin eine der beiden Wohnungen vorerst vermieten wird, hat er sich wegen des Schallschutzes im Erdgeschoss für eine Brettschichtholzdecke entschieden – ursprünglich in nicht sichtbarer Qualität. „Die Decke wirkte beim Einbau aber so schön, dass ich sie so belassen habe, anstatt mit Rigips abzuhängen. Ich habe sie lediglich nochmals abgeschliffen und mit einem UV-Blocker behandelt.“ Um die Schallübertragung ins EG noch weiter zu reduzieren, wurde bei Robins Haus im OG ein speziell schallbrechender Estrich eingebaut.
Außerdem finden sich in beiden Häusern Dielenböden aus Esche Massivholzparkett. Ein regionaler Schreiner hat gut durchdachte und geschmackvolle Vollholzküchen aus Esche entworfen und eingebaut. Zwei Lehmöfen aus Vorarlberg runden jeweils die Wohnbehaglichkeit ab. Wobei Robin mit dem Lehmofen ausschließlich im Winter zu heizt, da er beruflich viel unterwegs ist. Die Hauptheizung erfolgt über eine Luftwärmepumpe mit zusätzlicher 17 kW PV-Anlage auf dem Dach und einer 10 kW Speicherbatterie. Tim hingegen hat einen Lehmofen mit Wasserführung gewählt und auf dem Dach eine 11 kW PV-Anlage mit 10 kW Speicher installiert.
Blick in Küche und Wohnbereich von Tims Haus
Küche und Wohnbereich von Robins Haus
Apropos Energieversorgung: „Wir wohnen jetzt über ein Jahr im Haus und sind annähernd autark“, sagt Tim. „Gerade im Winter merkt man, dass in einem MHM-Haus sehr viel Holzmasse verbaut ist. Da herrscht ein sehr konstantes Klima, weil es lange dauert, bis das Haus auskühlt oder sich dann im Sommer erhitzt.“ Die PV-Anlage auf dem Dach liefert den Strom für Brauch- und Heizungswasser. Reicht der Dachstrom im Winter nicht aus, wird der Grundofen angefeuert und das Wasser damit erhitzt. „Dadurch haben wir bislang keinen zusätzlichen Strom gebraucht. Und das Holz zum Feuern machen wir auch selbst“, so Tim.
Dass sich intensives Informieren und Recherchieren im Vorfeld lohnt, zeigen die beiden schmucken Häuser, die das Dorfbild Oberhofens nun bereichern. Das Fazit von Tim: „Die massive Bauweise mit viel Holz und wenig Dämmung und vor allem ohne Dampfsperre hat uns überzeugt. Ebenfalls die schnelle Bauzeit.“ Und Robin ergänzt: „Ich fand es super, dass unsere gesamte Familie in sämtlichen Helferarbeiten eingebunden war und mitarbeiten konnte und durfte. Das hat die Bauzeit nochmals beschleunigt.“
Und dann setzt Tim noch eines obendrauf, als er gefragt wird, was er rückblickend anders machen würde: „Ich habe das Haus von Beginn an so perfekt geplant, dass es nicht mehr viel zu verbessern gibt.“
Infokasten / auf einen Blick:
MHM-Haus Tim Bayer:
- Zweistöckiges Einfamilienhaus, unterkellert 
- Wohnfläche circa 180 Quadratmeter 
- Bauzeit: September – Februar 2024 
- Optik und Baustil angelehnt an Bregenzerwälder Bauweise 
- Circa 240 Quadratmeter MHM-Wandelemente 
- Holzfenster Fichte geölt 
- Fassade: Fichte mit Winddichtigkeitspapier 
- Heizung: Lehmgrundofen mit Wasserführung plus PV-Anlage 
- Dübelholzdecken in Fichte 
- Innenausbau ausschließlich in heimischen Hölzern Weißtanne und Esche 
- Stehlfalzdach 
MHM-Haus Robin Bayer:
- Zweistöckiges Zweifamilienhaus, unterkellert 
- Wohnfläche circa 220 Quadratmeter 
- Bauzeit Februar 2024 – Mai 2025 
- Circa 300 Quadratmeter MHM-Wandelemente 
- Holzfenster Fichte mit Aluschale außen 
- Fassade: EG: Putz, OG: Fichte mit Winddichtigkeitspapier 
- Heizung: Luftwärmepumpe plus PV-Anlage plus Lehmofen 
- BSH-Decke und zweischaliges Treppenhaus (Schallschutz) 
- Innenausbau ausschließlich in heimischen Hölzern Weißtanne und Esche 
- Ziegeldach 






















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